Paderborn und seine Pader: Der kürzeste Fluss Deutschlands (2024)

Sie ist der kürzeste Fluss Deutschlands: Die Pader fließt auf rund vier Kilometern durch das nordrhein-westfälische Paderborn – vorbei an spannenden Sehenswürdigkeiten wie der Kaiserpfalz.

Datum 09.09.2023

Manchmal geht Ralf Kloke mit Besucher:innen vor das Stadtmuseum und zeigt auf die Paderquellen: „Genau an dieser Stelle ist die Grenze zwischen der Paderborner Hochfläche und der Münsterländer Tiefebene“. Eine Nerd-Info für Geo-Freaks? Mitnichten. Nirgendwo anders in Nordrhein-Westfalen ist der Übergang so deutlich sichtbar wie an diesem steilen Abhang.

Der gebürtige Paderborner hat sich intensiv mit der Pader befasst, die mitten in der ostwestfälischen 156.000-Einwohner-Stadt Paderborn entspringt: Sechs Quellbecken und 40 Quellstandorte mit mehr als 200 Quellen nennt Landschaftsplaner Kloke. Zwischen 3.000 und 9.000 Liter Wasser sprudeln aus den Quellen – pro Sekunde.

Damit hat die Pader bundesweit eine der stärksten Quellen. Wen verwundert es da noch, dass der quirlige Fluss der Stadt ihren Namen gab? Sie gehören zusammen: die Pader und der Born, die alte Bezeichnung für eine Quelle.

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Schloss Neuhaus: Mündung der Pader in die Lippe

Paderborn und seine Pader: Der kürzeste Fluss Deutschlands (1)

© IMAGO/Zoonar

Im Stadtteil Schloß Neuhaus mündet die Pader in die Lippe. Hier befindet sich auch das namensgebende Schloss.

„Das Wasser der Pader stammt von der Hochfläche südlich von Paderborn, versickert dort in Klüften, fließt hinab zur Tiefebene und tritt nach ein bis drei Tagen aus der Unterwelt mitten in der Stadt zu Tage“, sagt der 52-Jährige. Lange Zeit diente die Pader als Nutzfluss, heute fasziniert sie Stadthistoriker:innen wie Freizeit-Geolog:innen, zieht Erholungssuchende und Outdoor-Sportler:innen in ihren Bann.

Doch bereits nach nur etwa vier Kilometern ist’s vorbei mit der Pader: Im Stadtteil Schloß Neuhaus vereinigt sich Deutschlands kürzester Fluss mit der Lippe. Kloke meint: „Eigentlich müsste die Lippe aber Pader heißen: An der Mündung hat die Pader im Durchschnitt knapp 5.000 Liter Wasser pro Sekunde, die träge dahin strömende Lippe bringt es dort nur auf 2.000 Liter.“

Sehenswürdigkeit in Paderborn: Kaiserpfalz

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© IMAGO/Werner Otto

In der Kaiserpfalz in Paderborn befindet sich das LWL-Museum.

Blubb, blubb. Dann wieder ein kurzes Blubb, und Stille. Blasen steigen auf in dem Wasserbecken, das in dem Kellergewölbe geheimnisvoll grün schimmert. Draußen stöhnen die Menschen über hochsommerliche 35 Grad. Doch unten im Quellkeller der in den 1970er Jahren rekonstruierten Kaiserpfalz bleibt das Thermometer bei kühlen 14 Grad stehen. Ein guter Ort zum Verweilen. Und für eine kleine Lektion in Geschichte.

Rund um die karolingische Kaiserpfalz und den gotischen Dom des 13. Jahrhunderts wächst die Stadt oberhalb der Quellen heran. Im Wasser der Pader ließ Karl der Große die ersten Christ:innen der Region taufen, das katholische Bistum Paderborn hat seinen Ursprung um das Jahr 799. Wasser treibt die Mühlen an und begründet zu Teilen den Wohlstand der Stadt im Mittelalter. Paderborns Universität wurde 1614 gegründet, es ist die älteste Hochschule in Westfalen.

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Die Pader: Der flüssige Schatz von Paderborn

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© IMAGO/agefotostock

Die Pader lädt zu Spaziergängen in schönster Kulisse ein.

Paderwasser gelangte ab 1532 über ein ausgeklügeltes Rohrleitungssystem als sogenannte Wasserkunst in die höher gelegenen Stadtbereiche – nützliches Nass, vor allem zur Bekämpfung der immer wieder auflodernden, verheerenden Feuer.

Dieter Honervogt kennt sie alle, die Geschichten rund um den kurzen Fluss. Der pensionierte Bäckermeister, 70 Jahre alt, ist Paderborns stellvertretender Bürgermeister und Vorsitzender des rührigen Vereins „Freunde der Pader“ mit heute 125 Mitgliedern.

Brauchte die Pader denn überhaupt Freunde? „Ja klar“, antwortet der Paderborner. Erst in den vergangenen Jahren hätten sich die Bewohner:innen darauf besonnen, welch flüssigen Schatz sie in ihrer Stadt besitzen. Die Monate der Pandemie hätten die Einheimischen vermehrt zu Spaziergängen und Wanderungen an ihren kurzen Fluss gelockt, der sich als blaues Band in grüner Parklandschaft durch die Großstadt schlängelt.

Paderborn: Die Geschichte der Pader

Bachforellen, Äschen und Koppen tummeln sich in der Pader. Wasseramseln und sogar scheue Eisvögel werden von Naturfotograf:innen mit langen Teleobjektiven abgelichtet.

Doch in alten Zeiten ist die Pader, so Honervogts, ein Nutzfluss gewesen: Noch bis in die 1920er Jahre reinigten Waschfrauen Hosen, Hemden und Röcke im blitzsauberen Wasser der Pader. Eine Skulpturengruppe im Quellgebiet erinnert heute an diese Praxis. Auch der Quellkeller in der rekonstruierten Kaiserpfalz sei erst in den 1960er Jahren entdeckt worden.

An die 20 Mühlen trieb die Pader im 15. Jahrhundert mit Wasserkraft an. An dem kurzen Fluss drehten sich die Mühlräder in Getreide-, Malz-, Öl-, Schleif- und Sägemühlen. Vor allem aber zur Mehlproduktion für die Herstellung des heimischen Paderborner Landbrotes, einem heute noch beliebten, hellen Roggen-Weizen-Mischbrot.

Eine Institution in Paderborn: Die Stümpelsche Mühle

Auch am Zusammenfluss der innerstädtischen Paderarme klapperte eine Mühle. Müller Stümpel brachte 1810 das Mühlrad erstmals in Schwung. 1969 endete der Mahlbetrieb: Die Stümpelsche Mühle war wie weitere, kleine Mühlen in Ostwestfalen nicht mehr konkurrenzfähig. Das Schicksal des hoch aufragenden Mühlhauses schien bereits besiegelt: erst zunehmender, jahrelanger Verfall, dann der Abriss.

Doch mit Willi Ernst trat ein Retter auf den Plan. 2013 übernahm er die Stümpelsche Mühle. Der heute 68-jährige Unternehmer hatte sein Geld in der Solarbranche gemacht, die Firma gewinnbringend verkauft und damit die Biohaus Stiftung für Umwelt und Gerechtigkeit gegründet.

Die Stiftung half der Mühle, aber nach dem Erdbeben auch Notleidenden in Haiti und jüngst Geflüchteten mit einer Unterkunft in den ehemaligen Wohnräumen der Müller-Familie. „Rund zwei Millionen Euro wurden bisher investiert“, berichtet Ernst den Besucher:innen, für die er nach Absprache das kleine „Mühlenmuseum“ öffnet.

Vom „Mühlencafé“ führen steile Stufen hinauf zu Schäl- und Bürstmaschine, Planrichter und Elevator – die hölzerne Technik der Getreidemühle erstrahlt heute in neuem Glanz. Das Mühlrad dreht sich wieder und treibt seit 2014 einen Stromgenerator an, der mit einer Wärmepumpe gekoppelt ist: Strom und Wärme kommen auf diese Weise aus der Pader.

Die Pader: Wandern und Kanu fahren

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© IMAGO/Volker Preußer

Hier zu sehen: die Quelle Börnepader.

Wer dem Lauf der Pader von den Quellen unterhalb von Dom und Kaiserpfalz flussabwärts folgt, ist unterwegs auf dem gut gekennzeichneten Pader-Wanderweg – eine ebene Rundstrecke von insgesamt mehr als zwölf Kilometern, links und rechts entlang des Gewässers, vorbei am Padersee und durch die Auenlandschaft bis zur Mündung in Schloss Neuhaus.

Auf der Pader zwischen Stümpelscher Mühle und der Mündung in die Lippe sind die Sportler:innen des örtlichen Kanu-Clubs mit ihren Booten von März bis Oktober unterwegs. „Ein unscheinbarer Fluss, der an so manchen Stellen eine starke Strömung hat“, so Jannik Hinz, Kanute und Softwareentwickler. Viel Muskelkraft werde benötigt, um gegen die brausenden Wasser anzupaddeln.

Kalt sei die Pader außerdem, komme selbst im Sommer selten über zehn Grad hinaus. Badespaß verspricht sie damit kaum. Dennoch lieben die Kanut:innen ihr Revier. Hinz: „Wenn du auf der Pader paddelst, dann bist du zwar in der Großstadt, aber mitten in der Natur.“

Weitere Informationen zu Paderborn

Reiseziel: Mit nur gut vier Kilometern Länge gilt die Pader als kürzester Fluss in Deutschland. Sie entspringt im Zentrum Paderborns aus rund 200 Quellen.

Unterkünfte: Es gibt eine große Auswahl an Hotels, Pensionen, Ferienwohnungen und Reisemobilstellplätzen in und um Paderborn. Für die Übernachtung im Doppelzimmer verlangen die Hotels zwischen 70 und 170 Euro.

Weiterführende Informationen rund um Paderborn finden Sie hier.

-Bernd F. Meier, dpa

Paderborn und seine Pader: Der kürzeste Fluss Deutschlands (2024)

FAQs

Paderborn und seine Pader: Der kürzeste Fluss Deutschlands? ›

Mit nur 4 Kilometern Länge ist die Pader der kürzeste Fluß Deutschlands. Armin fährt nach Paderborn, wo die Pader nicht nur eine, sondern ganz viele Quellen hat. Und weil der Fluss so kurz ist, kann Armin ihn komplett mit dem Kanu befahren.

Wie lang ist die Pader in Paderborn? ›

Das Quellgebiet der Pader und der weitere Verlauf des Flusses - er ist mit 4 Kilometern Länge der kürzeste Fluss Deutschlands - zählt zu den wichtigen innerstädtischen Grünanlagen von Paderborn.

Was ist der kleinste Fluss Deutschlands? ›

Die Pader gilt damit als kürzester Fluss Deutschlands. Das Paderwasser wird ab Schloß Neuhaus mit der Lippe quer durch Nordwest-Deutschland über Lippstadt, Hamm, Lünen, Marl und Dorsten geführt, fließt dann bei Wesel in den Rhein und mündet schließlich in den Niederlanden in die Nordsee.

Welcher Fluss fließt durch Paderborn? ›

Pader, Lippe und Alme sind die größten Fließgewässer in Paderborn. Sie prägen die Stadt in besonderer Weise. Der ganze Verlauf der Pader liegt vollständig innerhalb der Stadtgrenze. Lippe und Alme durchziehen das Stadtgebiet nur auf Teilstrecken.

Was ist das Besondere an der Pader? ›

Die Pader, das ist der kürzeste Fluss Deutschlands, der nach nur 4 Kilometern in die Lippe mündet. Kurz aber besonders wasserreich mit durchschnittlich 5000 Litern Wasser/Sekunde. Damit besitzen die rund 200 Quellen den Spitzenplatz unter den innerstädtischen Quellen Deutschlands.

Was ist der kürzeste Fluss der Welt? ›

Der Aril ist ein Fluss in Cassone di Malcesine im Norden Italiens am Ostufer des Gardasees. Der Fluss entspringt oberhalb des Ortes, fließt durch dessen altes Zentrum und mündet nach 175 m nahe dem Hafen in den Gardasee. Er wird als der kürzeste Fluss der Welt bezeichnet.

Für was ist Paderborn bekannt? ›

Die Stadt ist mit ihren 155.000 Einwohnern stolz auf ihre Traditionen und ihre bedeutende Geschichte, die Sie an zahlreichen historischen Gebäuden entdecken können. Zu den vielen Sehenswürdigkeiten zählen das Rathaus, der Dom, die Kaiserpfalz, das Paderquellgebiet sowie Schloß Neuhaus.

Kann man das Wasser aus der Pader trinken? ›

Aus dieser Quelle bezieht Paderborn etwa 63 Prozent seines Trinkwassers. Die Wasserqualität im Paderborner Wasserwerk Diebesweg ist von Natur aus so gut, dass es ohne Aufbereitung als Trinkwasser verwendet werden kann.

Wie heißt der Längster Fluss Deutschlands? ›

Als längster Fluss innerhalb Deutschland gilt jedoch der Rhein - rund 865 von seinen insgesamt 1.233 Kilometern fließen durch Deutschland. Quelle und Mündung hat der Rhein jedoch in den deutschen Nachbarländern Schweiz und den Niederlanden.

Woher kommt das Wasser der Pader? ›

Paderquellen. Die Pader entspringt im Paderquellgebiet in der Innenstadt Paderborns. Dort sprudeln aus über 200 kleinen Quellen in mehreren ummauerten Becken 3000 bis 9000 Liter Wasser pro Sekunde an die Erdoberfläche, womit das Quellgebiet zu den stärksten Deutschlands gehört.

Wie hieß Paderborn früher? ›

777 fand der erste Reichstag und eine Missionssynode unter Karl dem Großen in Paderborn statt. Gleichzeitig war dies die erste offizielle Namensnennung der Siedlung an den Paderquellen (patris brunna).

Wie ist es in Paderborn zu leben? ›

Im Vergleich zu anderen Uni-Städten lässt es sich in Paderborn immer noch recht günstig wohnen, außerdem zentral und ruhig zugleich. Es gibt viele schöne Plätze und Grünflächen zum Treffen und Erholen. Highlight im Stadtbild ist auf jeden Fall unser Dom – manche sagen sogar, er ist schöner als der Kölner.

Wie viel Einwohner hat Paderborn 2024? ›

Genauer gesagt waren am 31. Mai 2024 157.714 Menschen in Paderborn gemeldet. Der Abstand zum Vorjahresmonat ist mit +881 Personen kleiner geworden aber weiter deutlich positiv. Die natürliche Bevölkerungsentwicklung war mit 105 Neugeborenen und 131 Sterbefällen wieder negativ.

Kann man in der Pader schwimmen? ›

Die Baggerseen im Kreis Paderborn sind allesamt künstliche Gewässer, in denen das Baden grundsätzlich untersagt ist. In den Tiefen der Seen lauern tödliche Gefahren. Jedes Jahr neu werden die steil abfallenden Ufer, plötzliche Untiefen sowie eiskalte Wasserschichten unterschätzt.

Wie tief ist der Padersee in Paderborn? ›

Die Wassertiefe beträgt überwiegend um die 5 m. Im zentralen Teil sowie unmittelbar nördlich des Paderzulaufs werden jedoch auch bis über 7 m erreicht.

Wie viele Quellen gibt es in Paderborn? ›

Die Paderquellen sind etwa 200 Quellen im Stadtgebiet von Paderborn. Ihnen entspringt die Pader, die mit nur vier Kilometern Länge der kürzeste Fluss Deutschlands ist.

Wie lang ist eine Runde um den Padersee? ›

Erlebe diesen 2,1-Kilometer langen Rundweg in der Nähe von Paderborn, Nordrhein-Westfalen. Die Route wird grundsätzlich als einfach eingestuft und kann zumeist in 31 Min bewältigt werden.

Wie groß ist der Padersee? ›

Der knapp 8 Hektar große Padersee wurde in den Jahren 1979 bis 1980 zur Verbesserung des Hochwasserschutzes als 1.

Wie viel Plätze hat die Paderhalle in Paderborn? ›

In dieser Form finden 300 bis 800 Gäste beeindruckende Plätze. Bei der Konfiguration mit aufsteigenden Sitzreihen bietet der Saal sogar genug Raum für bis zu 950 Besucher. Werden die Sitzgelegenheiten intelligent mit Stehplätzen kombiniert, so kommen bequem 1.200 Menschen unter.

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