Dommuseum Ottonianum Magdeburg (2024)

Magdeburg nennt sich auch die “Ottostadt”. Bei einem Besuch im Dommuseum Ottonianum Magdeburg kann man sich auf Spurensuche über einen der beiden “Ottos” , der so viel Einfluß auf die Stadtentwicklung hatte, begeben.

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Wer war Otto I. der Große?

Otto I. lebte von 912 bis 973. Er war Herzog von Sachsen, König des Ostfrankenreichs, König von Italien und römisch-deutscher Kaiser. Das Leben von Otto füllt ganze Bücher und beschäftigt die Forscher noch immer. Vieles weiß man, vieles vermutet man und sicherlich ist auch noch vieles unbekannt.

Entgegen aller bisherigen Praktiken legte Ottos Vater Heinrich vor seinem Tod im Jahr 929/930 bereits fest, dass Otto die alleinige Thronfolge zustehen sollte. Im Zuge der Krönungsvorbereitungen suchte man im englischen Königshaus nach einer Braut für Otto. Die Wahl fiel auf Edgith (auch als Editha bekannt), eine Halbschwester des englischen Königs Æthelstan an den Hof Heinrichs I. Nach der Heirat schenkte Otto seiner Frau den Ort Magdeburg als Morgengabe.

Regierungszeit Otto I.

Nach dem Tod Heinrichs I. im Juli 936, bestieg Otto innerhalb kurzer Zeit den Thron. Bereits ein Jahr später gründete er in Magdeburg ein Kloster. In der Gründungsurkunde legte er fest, dass die Mönche für das Seelenheil seines Vaters, seiner Gemahlin und seiner Kinder, seiner selbst sowie all derjenigen, denen er Gebetshilfe schuldig sei, beten sollten.

Seinen Herrschaftsanspruch musst Otto immer wieder unter Beweis stellen. Wobei er es sich auch nicht einfach machte und bei der Vergabe von Posten und Ländereien scheinbar Persönlichkeiten überging, die „an der Reihe“ gewesen wären und lieber mit Menschen seiner Wahl besetzte. Das ein oder andere Mal konnte er das dann nur auf militärischem Wege lösen.

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Am 29.1.946 starb Edgith und Otto ließ sie in einer Gruft in Magdeburg bestatten. Zu dieser Zeit begann er, seine eigene Nachfolge zu regeln und erklärte seinen Sohn Liudolf zu seinem späteren Nachfolger.

Der Witwer Otto strebte politisch nach mehr Macht und 951 heiratete er Adelheid die Witwe des italienischen Königs. Diese konnte so den italienischen Königstitel an ihn weiter geben.

Otto fasste 955 den Entschluss in Magdeburg ein Erzbistum zu errichten. Das Gotteshaus, in dem seine erste Frau begraben war, wurde durch einen mit Gold und Marmor geschmückten Neubau ersetzt. Für die Gründung eines Bistums benötigte er jedoch die Genehmigung aus Rom, die ihm verwehrt wurde.

Der Tod Liudolfs und eine Krankheit Ottos 958 führten zu einer schweren Krise im Land. Berengar II. versuchte in dieser Zeit, seine Macht auszuweiten und Oberitalien und Rom in seinen Besitz zu bringen. Dabei geriet er in einen Konflikt mit Papst Johannis XII., der im Jahr 960 Otto um Hilfe bat.

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Januar 962 erreichte Otto Rom und wurde dort zum Kaiser gekrönt. Der Papst verfügte wenig später die Erhebung des Moritzklosters in Magdeburg zum Erstbistum. Nur einen Tag später stellte Otto das Ottonianum aus. Damit erkannte er die päpstlichen Besitzrechte und -ansprüche an. Zusätzlich sprach er dem Papst Gebiete zu, die bisher zum Königreich Italien gehörten. Das Ottonianum regelte die Papstwahl, die künftig dem Klerus und dem „Volk von Rom“ obliegen sollte. Geweiht werden durfte der Papst aber erst nach Ableistung eines Treueids auf den Kaiser.

Nach einigem hin und her, dem Papst schien im Nachhinein das Ottonianum doch nicht zu gefallen, ordnete Otto doch alles nach seinem Willen und kehrte 965 in den nördlichen Teil seines Reiches zurück.

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Er nahm die Pläne zur Gründung des Erzbistums Magdeburg wieder auf. Das neue Erzbistum Magdeburg diente vor allem der Ausbreitung des christlichen Glaubens und war von Anfang an die vorgesehene Grabstätte für Otto.

973 erkrankte Otto schwer und verstarb nach Fieberanfällen am 7.5.973. Man setzte ihn im Magdeburger Dom an der Seite seiner 946 verstorbenen Frau Edgith bei.

Magdeburg und Otto

Magdeburg nahm im Leben von Otto I. eine wichtige Rolle ein. Überlieferungen sagen, dass er Zeit seines Lebens 23 Mal in der Stadt gewesen war, so oft wie an keinem anderen Ort. Für die Bürger Magdeburgs galt (und gilt) Otto als Stifter des Erzbistums und als Gründer der Stadt.

Man prägte Münzen mit der Umschrift OTTO IM(P) AVGV + (Otto imperator augustus) und es entstanden in den Magdeburger Gießhütte die „Otto-Schalen“. In diesen Schalen befindet sich in der Mitte ein Medaillon mit der Darstellung eines gekrönten Mannes und die Inschrift OTTO.

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Um 1240 entstand der Magdeburger Reiter. Die Skulptur stellt beinahe in Lebensgröße einen hochmittelalterlichen Herrscher zu Pferd dar und ist das bedeutendste Denkmal für das Nachleben Ottos des Großen in Magdeburg.

1622 prägte man erneut Münzen, die den Kaiser Otto auf dem Pferd sitzend zeigten.

1906 weihte man in Magdeburg das Kaiser-Friedrich-Museum mit dem Magdeburger Saal ein (heute Kulturhistorische Museum Magdeburg). Dort zeigte ein 120 m² großes Wandbilde Szenen, die Otto mit Magdeburg in Verbindung brachten: „Otto I. und Editha betreiben die Befestigung von Magdeburg“, „Otto I. zieht als Sieger über die Slaven und Wenden in Magdeburg ein“ und „Otto I. und Adelheid nehmen Abschied vom Grabe Edithas“.

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In den letzten Jahren fanden drei Ausstellungen in Magdeburg statt, die das Thema „Otto“ wieder in den Fokus rückten. Man führte Grabungen durch in und um den Dom durch und fand die Gebeine von Edgith, Ottos erster Frau.

2018 erhielt Otto mit dem Dommuseum Ottonianum Magdeburg sein eigenes Museum in der Stadt.

Dommuseum Ottonianum Magdeburg

Das Dommuseum Ottonianum Magdeburg befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Magdeburger Dom. In einem imposanten Gebäude von 1921/23 mit einem modernen Eingangsbereich hat man im November 2018 ein Museum eröffnet, dass sich ausschließlich mit Kaiser Otto I., seiner Frau Königin Edgitha und dem Erzbistum Magdeburg beschäftigt.

Wer die Ausstellung besucht, sollte sich vorher das Gebäude gut angucken. Der neoklassizistische Bau war ursprünglich für die Reichsbank errichtet worden. Später zog die Staatsbank der DDR und danach eine Niederlassung der Deutschen Bundesbank in das Gebäude. Wer die Toiletten im Museum aufsucht kommt an einer „Erinnerung“ an diese Zeit vorbei – eine großen Safetür.

Was kann man im Dommuseum Ottonianum Magdeburg sehen?

Im Zuge Domgrabungen von 2001-2010 und den dortigen Funden entschloss man sich, die Ergebnisse der Grabung dauerhaft zu präsentieren. Und da es bis zu diesem Zeitpunkt noch kein Dommuseum gab, gründete man das Dommuseum Ottonianum Magdeburg.

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Die Ausstellung befindet sich auf einer Etage des Gebäudes. Die 650 m² gliedern sich in drei große Themenbereiche: Kaiser Otto der Große und Königin Edgitha, das Erzbistum Magdeburg und die Ausgrabungen.

Das Thema “Bau des Madgeburger Doms” wird in der Ausstellung in einem gut animierten Video gezeigt.

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Wir sind dem Rundgang gefolgt und haben uns so thematisch immer weiter in die Themen einarbeiten können. Ein spannender Weg durch die Geschichte mit vielen abwechslungsreichen multimedialen Stationen. Besonders gut haben mir dabei die kleinen Zeichentrickfilme gefallen, die sehr anschaulich und einfach verständlich das Leben Ottos zeigten. Dabei habe ich mal wieder festgestellt, dass ich mir in der Schule gewünscht hätte, Geschichte so erleben zu können -einfach und klar visualisiert erzählt und kein umständlicher Text im Geschichtsbuch.

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Beeindruckend fand ich die Informationen rund um den Bleisarg und die dort gemachten Funde der Königin Edgitha. Anhand von weniger Stoffreste und vielen Untersuchungen, bei denen man zum Beispiel unterschiedliche Reste kleiner Tiere entdeckt hat, hat man zum Beispiel herausgefunden, wie oft der Leichnam umgebettet worden ist.

Ein kleines, aber schönes Spielchen für Zwischendurch: Finde auf dem Bild den Fehler!

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Na entdeckt? Der Kopf ganz rechts ist nicht wirklich passend für die Zeit, in der das Putzritzbild im Magdeburger Dom entstanden ist. Mit Hilfe einer Kamera und etwas Technik kann man hier sein Bild hineinproji*zieren und sich das Ergebnis per Mail zusenden lassen. Man bleibt im Museum solange sichtbar, bis der nächste Besucher sein Bild aufnimmt.

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Wir haben bei unserem Rundgang den Audioguide verwendet. Diesen kann man individuell zu einzelnen Stationen nutzen und so zusätzliche Informationen zu den Exponaten erhalten. Mir hat das gehörte Material sehr gefallen. Es war einfach verständlich und gut erklärt. Ich finde sogar, dass einige der Exponate so viel besser einzuordnen waren.

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Mein persönlicher Abschluss des beeindruckenden Rundgangs fand in einer kleinen „Lauschecke“ statt. Hier kann man eine fiktiven Geschichte hören, in der sich drei Wasserspeier am Magdeburger Dom unterhalten. Das Thema des Gesprächs ist die Domweihe 1363. Sehr lustig ist, dass diese drei Wasserspeier an der Wand hängen und man sie während des Gesprächs betrachten kann.

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Adresse:

Domplatz 15
39104 Magdeburg
Webseite

Öffnungszeiten:

Dienstag -Sonntag: 10-17 Uhr

wenn ein Feiertag auf Montag fällt, ist das Museum von 10-17 Uhr geöffnet

geschlossen: 24.12. und 31.12.

Eintrittspreise

Erwachsene:7,50 €

Der Besuch im Dommuseum Ottonianum Magdeburg fand im Rahmen einer Recherchereise nach Magdeburg statt.

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